Grabspruch

Hier ruht Martin Krug, der Kinder, Weib und Orgel schlug.

So steht es in einem berühmten Grabspruch im österreichischen Kramsach in der Nähe von Innsbruck.

Viele haben ihn sich schon zu Lebzeiten gesichert und ihn im Testament festgeschrieben, ihren Grabspruch. Es gab sie schon im Alten Ägypten und im Römischen Reich. Und es galt immer eine Grundregel: De mortuis nihil nisi bene – Von Verstorbenen soll man nur Gutes sagen.

Angesichts des Todes verstummen die meisten Menschen. An den Grabsprüchen sieht man, dass die meisten in der Sprachlosigkeit angesichts des Todes ihre Kreativität verlieren. Dann wird aus einem sehr beschränkten Standardrepertoire geschöpft und kein persönliches Wort über den Verstorbenen verloren.

Im Mittelalter bis in die frühe Neuzeit war dies ganz anders. Der Gestaltungsfreiheit waren kaum Grenzen gesetzt. Der Sprachgebrauch ist dabei durchwegs unkorrekt. Emanzipatorisches Feingefühl sucht man vergeblich:

Unter diesem Stein
Liegt Hanna, das Weib mein.
Sie ging ohne Zweifel
In die Hölle zum Teufel;
Sollte sie aber im Himmel sein,
Möchte ich lieber nicht hinein.

Man merkt: Da wird es nun aber doch wieder zu persönlich und verletzend. Bei solchen Sätzen sehnt man sich nach der schlichten Schönheit und Tiefe der Grabsprüche wie man sie zum Beispiel beim Grab eines Kardinals aus dem 15. Jh. in Rom findet:

„Ut moriens viveret, vixit ut moriturus“, also: „Dass er, wenn er sterbe, lebe, lebte er wie einer, der sterben wird.“