Über den Jordan gehen

„Über den Jordan gehen“

Meist ist mit dieser Redewendung keine Reise in den Nahen Osten gemeint. Vielmehr wird damit ausgedrückt, dass etwas kaputtgegangen und weggeworfen wurde. Oder auf den Menschen bezogen: Er ist gestorben.

Diese Redewendung kommt aus der jüdisch-christlichen Tradition. In der Bibel spielt der Jordan – der grösste Fluss – Palästinas eine wichtige Rolle. Die Israeliten sind im Buch Exodus nach dem Marsch durch die lebensfeindliche Wüste über den Jordan ins gelobte Land eingezogen. Diesem Überschreiten des Jordans wohnt eine grosse Symbolkraft inne, weil jenseits des Flusses eine neue Heimat wartete.

Im Buch der Richter wird von den Ephraimiten berichtet, die weniger Glück mit dem Jordan hatten. Sie gerieten mit den Gileaditern aneinander, zogen den Kürzeren und wurden auf der Flucht am Ufer des Jordans getötet. Sie gingen also am Ufer des Jordan über den Jordan.

Die christliche Literatur deutete den Übergang über den Jordan später symbolisch als Eintritt ins Himmelreich. Im Normalfall gelangt ein Christ, entsprechende Lebensführung vorausgesetzt, nur durch den Tod vor seinen Schöpfer, sprich, ins Himmelreich.

Deshalb ist die Überquerung des Jordans einschließlich der Redewendung über den Jordan gehen zum Sinnbild für den Tod geworden, auch wenn ursprünglich der Eintritt ins Leben, gemeint war.