Schlagwort-Archive: Geschichte

Apologet

„Die Christen aber, o Kaiser, haben suchend die Wahrheit gefunden und stehen (…) der Wahrheit und der Erkenntnis näher als die übrigen Völker. Sie kennen Gott und glauben an ihn als den Schöpfer und Werkmeister des Alls. (…) Sie treiben nicht Ehebruch und Unzucht, legen kein falsches Zeugnis ab, (…) erweisen ihrem Nächsten Gutes (…) und was sie nicht wollen, dass ihnen andere tun, das tun sie auch niemandem.“

220px-Aristides
Mit diesen Worten verteidigt im 2. Jahrhundert der Christ Aristides von Athen in seiner Schrift apologeticum das Christentum. Er tut dies gegen Vorwürfe, die der heidnische Kaiser Hadrian an die Christen heranträgt.

Die frühen Christen gehören in der heidnischen Gesellschaft zu einer Sondergruppe. Sie wirken geheimnisvoll auf die Menschen der damaligen Zeit. Viele Mythen ranken sich um diese jüdische Sekte, deren Anhänger im Tempel keine Opfer darbringen, keinen Militärdienst leisten und nur einen Gott auf geheimnisvolle Weise anbeten. So müssen sich die christlichen Schriftsteller gegen Vorwürfe wie Verrat am Römischen Reich oder gar Kannibalismus zur Wehr setzen und dies tun sie oft in ausführlichen Verteidigungsschriften.
Die Apologie – was vom griechischen ἀπολογία kommt und mit Verteidigungsrede übersetzt wird – ist ein rhetorisches und literarisches Stilmittel, das bereits auf Platon zurückgeht. Nach Platon ist die Apologie der terminus technicus für die argumentative Verteidigungsrede von philosophischen und religiösen Überzeugungen.

Aristides reiht sich gemeinsam mit berühmten antiken Theologen wie Origenes oder Augustinus unter die Apologeten ein, die sich mit rhetorischer Scharfzüngigkeit und mit der Tinte ihrer Feder argumentativ gegen äussere Angriffe stemmen. Aristides treibt übrigens seine Glaubensüberzeugung mit der Aussage auf die Spitze: „Ich hege keinen Zweifel, dass nur durch das flehentliche Gebet der Christen die Welt noch fortbesteht.“