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Psalm 23

Der Herr ist mein Hirte; mir wird nichts mangeln.

Diese Worte aus dem Psalm 23 versteht am besten, wer als Reisender auf dem Weg durch die Wüste von Jerusalem und Jericho unterwegs ist. Oder folgender Vers, der auf einem Wüstenweg besonders gut vorstellbar ist, wo es heisst:

Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil.

Der Psalm 23 ist wahrscheinlich der bekannteste der 150 Psalmen in der Bibel, die im Buch der Psalmen, dem Psalter, zusammengetragen wurden. Die Psalmen gehören zum Alten Testament und waren ursprünglich eine Sammlung religiöser Lieder des jüdischen Volkes. Diese Lieder wurden mit Instrumenten begleitet, wie zum Beispiel der Leier. Der Begriff „Psalm“ kommt vom griechischen „psalmos“, was auf Deutsch „Saitenspiel“ bedeutet. Die Psalmen sind Lieder oder Gedichte, die bis heute Teil des jüdischen Gottesdienstes sind. Die Texte drücken spirituelle Erfahrungen wie Dankbarkeit, Trost, Hoffnung, Lob und Bitte aus.

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Wadi Qelt bei Jericho (Wikimedia)

In ihrem Aufbau folgen die Psalmen einer bestimmten Struktur, die in der hebräischen und griechischen Literatur als „Parallelismus“ bekannt ist: Satzfolgen sind identisch aufgebaut. Wenn es etwa heisst: „Du deckst mir den Tisch, vor den Augen meiner Feinde. Du salbst mein Haupt mit Öl, du füllst mir reichlich den Becher.“

Durch die Wiederholungen wird die Aussage verstärkt. Obwohl die Psalmen in der Zeit des babylonischen Exils der Juden verfasst wurden und bereits 3000 Jahre alt sind, sind sie bis heute fester Bestandteil der Gebete von Juden und Christen.